XV.

 

„Michael!“, rief ich. Bereits zum dritten Mal.

Emilys Haus lag zirka eine Meile weit entfernt. Weit genug, um meinen Sinnen eine Pause zu gewähren. Ja, ich hatte die Flucht ergriffen.

Der Amarok stand viele Meter unter mir, in einer Ausbuchtung am Rande der Küstenstraße. Wenn ich mich konzentrierte, spürte ich die abebbende Hitze seines ruhenden Motors bis hier oben auf den Gipfel.

Für menschliche Augen war es schon lange stockdunkel, nicht aber für meine. Ich sah alles. Genauso klar und deutlich wie am Tag konnte ich jedes Detail der Umgebung erkennen. Nur dass mir die Welt nun in einem anderen Licht erschien als hätte man sie mit einem Sepia-Effekt unterlegt. Die Berge, der Ozean, die kurvige Straße, die Lichter der Stadt alles wirkte wie in einem dieser alten Stummfilme.

Nur die Geräusche zerstörten die Illusion.

Tief unter mir schlug der tosende Pazifik in einem seit vielen Jahrmillionen währenden Kampf gegen die Klippen. Als ich mich darauf konzentrierte, dröhnte das Rauschen der wütenden, weißgekrönten Wellen beinahe schmerzhaft laut in meinen Ohren. Ich verlor das letzte Quäntchen meiner überstrapazierten Geduld. „MICHAEL!“

„Warum brüllst du so, Noah? Du weißt, dass das völlig unnötig ist, also lass die Theatralik!”, tadelte er mich, noch bevor ich ihn sah. Ich blickte mich in alle Himmelsrichtungen um. Vergebens.

„Ja, ich weiß! Aber es tut mir gut und ich will dich sehen. Also komm zu mir! Nur deshalb bin ich hier hochgestiegen. Um dir begegnen zu können, ohne die ständige Sorge, dass man mich hört. Ich will dich ansehen, will dir gegenüberstehen, wenn du mir versicherst, dass du wirklich ein Engel bist, ein Erzengel noch dazu, und nicht doch der …“

Mein Satz verhallte unvollendet. Ich traute mich nicht, SEINEN Namen auszusprechen. So wütend ich auch sein mochte, ER war tabu.

„… dass du nicht doch für die Gegenseite spielst“, rettete ich mich.

„Aber Noah!“ Michaels Stimme klang unglaublich besänftigend; sie umspielte mich wie das zärtlichste Schlaflied. Es war so schwer, sich nicht auf der Stelle von ihr einlullen zu lassen. Verbissen hielt ich meinen Zorn aufrecht.

Michael erschien direkt vor mir, hell erleuchtet wie immer. Weiße Funken sprühten über das Gipfelplateau des Berges, und die Spannweite seiner unglaublichen Flügel reichte mehrere Meter weit. So viel zum Thema Theatralik. Michael liebte die Show, und er hatte diese Art der Inszenierung auch echt drauf, das musste man ihm lassen. Doch in dieser Nacht war ich nicht zu himmlischen Showeinlagen aufgelegt, so überwältigend sie auch sein mochten.

„Lass den Mist!“, fluchte ich wütend.

„So verbittert?“, fragte er. Wie immer war es unmöglich einzuschätzen, ob er sich noch amüsierte oder doch eher sorgte. Nun, er mochte pokern, was seine Gemütslage anging, aber mir war es ernst. Und das sollte er spüren.

„Ich bin … du weißt schon. Ich bin dabei, mich in sie zu verlieben, Michael.“

„Du bist dabei?“, fragte er sanft, aber skeptisch.

Ich rieb mir über die müden Augen. „Ich ... nein, es ... ist schon geschehen, denke ich.“

Gedankenverloren strich ich mir über die Unterlippe, auf der Emilys Kuss, auch Stunden später, noch immer zu kribbeln schien. So weiche Lippen.

Schnell schüttelte ich den Kopf, als mir bewusst wurde, dass Michael unmittelbarer Zeuge meiner Gedanken wurde.

„Wobei ich keine Ahnung habe, wie man sich in jemanden verlieben kann, den man doch eigentlich gar nicht kennt“, fügte ich wütend hinzu.

Seit Emily Rossberg in mein Dasein getreten war, stellte sie es vollkommen auf den Kopf. Nervös lief ich auf und ab. Als ich bemerkte, dass ich sprichwörtlich dabei war, mich zu tief in meine Gedanken zu verrennen, blieb ich abrupt stehen und sah Michael durchdringend an.

„Bist du das, ja? … Machst du das mit mir? Wenn ja, dann sag mir, was das soll? … Ich meine, ist das meine Strafe? Dass ich sie lieben, aber nicht haben kann? Und wenn ja, warum bestrafst du sie gleich mit? Denn sie scheint … also, ich denke ... nein, ich weiß, dass sie auch … Sie fühlt dasselbe wie ich, das spüre ich.“

„Ja, ich weiß!“ Michael nickte. Und obwohl seine Bestätigung unnötig war und die Tatsache, dass Emily genauso fühlte wie ich, die ganze Situation nur noch weiter komplizierte, durchfloss mich ein wohliger Schauder bei seinen Worten.

Emily fühlte also wirklich wie ich. Für mich.

Michael lächelte – mit schmerzerfüllten Augen. Wie bereits erwähnt, ich wurde nur selten schlau aus seiner Mimik.

„Ich habe nichts damit zu tun, Noah“, versicherte er mir. „So ist es nun mal, solche Dinge passieren. Auch Engel können sich verlieben. Aber … du wirst schon sehen, für irgendetwas ist es gut. Nichts geschieht ohne Grund, mein Junge. Du darfst das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren. Du hast einen Auftrag. Du bist da, um Emily zu beschützen. Ihr droht großes Unheil.“

Mit diesen Worten rüttelte er mich wach.

Verdammter Mist, was zum Henker droht ihr denn?

„Noah, dieses ewige Fluchen …“ Michael schüttelte missbilligend den Kopf.

Bisweilen ist es verdammt lästig, dass du meine Gedanken lesen kannst, weißt du das?

„Noah!“

Ja, ja. Kein verdammt mehr, kapiert!

Ich schlenderte bis an die Kante der Klippe vor und kickte einen faustgroßen Stein über den Abgrund. Das Geräusch, mit dem er die wogende Wasseroberfläche durchbrach, hörte sich in meinen Ohren ebenso zwiespältig an, wie ich mich fühlte. Kraftvoll und stark ... und doch so fremdbestimmt und machtlos, dass der unausweichliche Untergang das endgültige Abtauchen einfach hingenommen werden musste. Dieser Stein und ich, wir waren Brüder. Leblose Brüder.

Obwohl seit wenigen Tagen fühlte ich mich im Grunde meines stoischen Herzens endlich wieder lebendig.

... Lebendig. Ausgerechnet ich. Durch sie.

„Ich spüre sie, Michael. Wenn ich sie berühre, fühle ich, was sie fühlt. Ich weiß, dass sie ... Sie mag mich wirklich“, gestand ich flüsternd, als wüsste er das nicht längst.

„Oh ja, sie mag dich sogar sehr, mein Junge.“ Michael ging auf mich zu und fuhr mir mit der schlanken Hand über den Kopf.

Wer kennt sie nicht, die leichte, warme Meeresbrise, die einen so sanft streichelt, dass man ganz unwillkürlich die Augen schließt und tief durchatmet. So war Michaels Berührung. Sie hatte nichts Menschliches an sich, daher fürchtete ich sie auch nicht. Wenn mich Michael berührte, fühlte ich, dass ich kein Mensch mehr war.

Sag mir was es ist, forderte ich in Gedanken. Was wird ihr geschehen?

„Du weißt, das kann ich nicht“, antwortete er.

„Aber … was ist, wenn ich versage? Sie wird … ich meine, wird sie … sterben?“

„Ja, das würde sie.“

Erschrocken wirbelte ich herum und sah ihn an. Er schüttelte den Kopf, das sanfte Lächeln unangetastet. „Aber sie wird es nicht. Denn du wirst ja da sein. Und du wirst das Richtige tun. Hab Vertrauen, Noah. Setze einfach die richtigen Prioritäten.“

Die folgende Frage brannte am stärksten in mir. „Du hast gesagt, meine Mission ist beendet, wenn ich es schaffe, Emily ... zu bewahren. Das heißt, ich muss ihre Position einnehmen, damit sie nicht stirbt?“

„Du stirbst für sie, ja“, gab Michael zu. „Pro forma natürlich nur. Die Menschen werden denken, dass es so ist und du ... bist dann frei.“

Ich stieß ein wenig Luft aus, und mit ihr das winzige, gleichsam gigantische Wort: „Frei!“

Als ob ich jemals frei gewesen wäre oder es sein könnte.

„Du hättest es sein können, mit ein wenig mehr Geduld“, gab Michael zu bedenken. „Hättest du weiterhin das getan, was dir vorbestimmt war: leben, und dich nicht klammheimlich aus der Affäre ziehen.“ Mürrisch winkte ich ab – unwillig, in vergangenen Entscheidungen zu wühlen, die ich nun ohnehin nicht mehr ändern konnte.

„Aber … wie wird sie verstehen können, was los ist? Dass ich in der kommenden Zeit bei ihr sein werde – ja, sein muss –, sie begleite, wie ihr eigener Schatten, und sie doch immer wieder auf Distanz halte? Und …“ Der verbleibende Gedanke war der schlimmste von allen. Die Worte brannten wie ätzende Säure, als sie sich ihren Weg durch meine Kehle bahnten. „… dass ich sie irgendwann verlassen werde? Das ist es, wovor sie sich am meisten fürchtet. Einen weiteren Menschen zu verlieren, der ... ihr wichtig ist.“

Michael brachte eine seiner Standardantworten, die mir eines Tages – in naher, naher Zukunft – noch den letzten Nerv rauben würden: „Du wirst einen Weg finden.“

Sein nüchterner Ton war keineswegs hilfreich, doch zumindest die Anteilnahme, die sich in seinen hellblauen Augen widerspiegelte, wirkte aufrichtig. „Es ist nicht immer leicht, das gebe ich zu. Aber du wirst wissen, was das Richtige ist. Und du wirst es tun.“

Heißen Dank auch“, murmelte ich mürrisch.

„Hab Vertrauen!“, erwiderte er. Ja, das war sein ewiges Mantra, sein Allheilmittel: „Hab Vertrauen!“

Eine undefinierbare Weile blieb es still. Seufzend wandte ich mich ab und begab mich an den Abstieg in Richtung Amarok. Ich würde direkt zu einer Tankstelle fahren müssen, die Reservelampe blinkte bereits, so lange war ich in der Gegend herumgefahren.

„Das Geld hättest du dir locker sparen können“, murmelte Michael.

Genervt wandte ich mich um, doch er war verschwunden, und ich warf die Hände in die Luft. „Wenn du es dir schon in meinem Kopf bequem machen musst und meine Gedanken liest, hättest du dann wenigstens die Güte, deine zynischen Kommentare so zu entschlüsseln, dass sie auch für dämliche Schutzengel verständlich werden?“

Anstatt all den Treibstoff zu verschwenden und stundenlang ziel- und sinnlos über die Straßen zu heizen, hättest du dich nicht nur preiswerter, sondern auch wesentlich effektiver abreagieren können. Wärst du gestern in deinem Zimmer nur nicht so aufgebraust, dass Emily dich gehört hätte. Sie wäre nicht davongelaufen, du wärst ihr nicht nachgestürmt, und ich hätte genug Zeit gehabt, dir deine neuen Kräfte zu verleihen.

„Kräfte?“, wiederholte ich wie ein Schwerhöriger. „Was für Kräfte?“

Wieder erschien Michael unmittelbar vor mir. Ich zuckte zusammen, als mich sein Licht erfasste – wie jedes Mal. Sein Blick war prüfender als je zuvor, und seine Erscheinung zwang mich förmlich, eine ehrfürchtige Haltung einzunehmen. Gegen seine Gestalt fühlte ich mich machtlos. Was eigenartigerweise nicht unangenehm war.

„Ich denke, es ist an der Zeit, Noah“, befand er. „Bisher warst du zu wütend und nicht aufnahmefähig, aber nun ...“ Er ließ den Satz unvollendet verhallen. „Für dich wird sich nun einiges verändern, damit du deiner kommenden Aufgabe Emily gegenüber gerecht werden kannst. Bist du bereit?“

Er sah mich tief an, und ich wusste, dass seine Frage rein rhetorischer Art war. Michael blickte tatsächlich bis in mein Innerstes. Und nur er konnte sehen, ob ich in seinem Sinne bereit war. Abgesehen davon – was blieb mir schon für eine Wahl? Also straffte ich meine Schultern, ließ die Arme locker hängen, drehte die Handinnenflächen in Michaels Richtung und schloss meine Augen.

Während die stillen Sekunden verstrichen und mich die Wärme meines Erzengels durchströmte, drifteten meine Gedanken ab. Hätte Michael seine Frage nach meiner Bereitschaft ernst gemeint, ich hätte sie nur mit einem Nein beantworten können. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich niemals weniger bereit für meinen Einsatz gefühlt als in diesem Moment.

Fünf Jahre. Fünf lange Jahre in Ungewissheit waren seit meiner ʼWiederbelebungʼ verstrichen.

Und nun das: Emily war mein Schützling. Unverkennbar anders als alle anderen, hörte ich nicht nur ihre Gedanken bei unserer Berührung, sondern fühlte auch genau was sie spürte, was in ihr vorging. Abgesehen davon, hatte ich sämtliche meiner selbstaufgestellten Regeln für sie gebrochen und binnen einer Woche über den Haufen geworfen.

Es gab so viel was sie wissen wollte, was ich ihr erzählen wollte aber nicht durfte. Ich musste verbergen wer ich war, vor ihr, vor meiner Familie, die ich mehr liebte, als sie je ahnen würden – und allen!

Niemand sollte mich in sein Herz schließen, niemand durfte mich lieben. Ich würde ihnen so viel Schmerz bereiten, wenn ich ging – wenn ich gehen musste. Zumindest wollte ich ihnen den endgültigen Abschied erleichtern, und wie hätte ich diesen Entschluss besser angehen können, als durch meine unnahbare Art. So lange hatte ich diese Strategie verfolgt; erst in den vergangenen Tagen an Emilys Seite hatte sie ihre Logik verloren. Ich wusste nicht, wie sie das schaffte, aber Emily weckte die Sehnsucht nach dem Leben in mir. Einem Leben, das ich längst aufgegeben hatte.

Michael hatte immer wieder behauptet, ich würde meinen Schützling zweifelsfrei identifizieren können. Und es stimmte. Emily hatte ungeahnte Gefühle in mir ausgelöst. Gefühle, die mir meine Aufgabe nicht gerade erleichterten.

Nun hoffte ich auf die Hilfe meines Erzengels, der auf dem Gipfel des Berges noch immer vor mir stand und mit weit ausgebreiteten Armen seine Wärme und Kraft sowie dieses unvergleichliche Licht aussandte – ja, mich förmlich damit durchströmte.

Ich hatte es nicht vom ersten Moment an gespürt. Zunächst war es nicht mehr als eine vage Vermutung gewesen. Erst, als wir uns zum ersten Mal berührten – als ich ihr so intuitiv nachsprang und sie aus dem Pool zog – verspürte ich diese Verbindung, die keine Zweifel mehr in mir zuließ: Ich war hier für sie. Nur für sie. Und diese plötzliche Erkenntnis löste einen tiefen Schock in mir aus.

Ich besaß die Gabe, die Gedanken der Menschen zu hören, die ich berührte. Doch ich hatte diese Gabe so lange nicht genutzt, mich meinem Dasein förmlich verweigert.

Als ich damals starb, war ich nur ein Kind gewesen, hatte die Fragen eines Kindes gestellt, als das gleißende Licht Konturen annahm und Michael zum ersten Mal vor mir auftauchte: „Bin ich tot?“

Und er hatte geantwortet, wenn auch nicht ganz so, wie ich das von einem Engel erwartet hätte: „Das bist du, Noah. Aber wir sind nicht bereit für dich. Du musst zurück.“

Alles war anders gewesen, als ich nach drei Tagen wieder zu mir kam. Die Ärzte hatten sich nach ihrem Kampf um mein Leben auf die Schultern geklopft und beglückwünscht – ahnungslos, dass sie ihn verloren hatten. Ich war zwar wieder bei Bewusstsein, doch ich war ein anderer geworden.

„Dein Herz schlägt nur noch zur Tarnung“, erklärte mir Michael damals, der sich seit jenem Moment so frei in meinem Kopf bewegte, als sei es seiner. „Du wirst deine Lungen mit Sauerstoff versorgen, essen, trinken und schlafen. Du wirst altern, deine Haare und Zehennägel schneiden und deinen Körper vor Verletzungen schützen müssen. Doch all das geschieht nur noch zur Tarnung. Wie gesagt, dein Körper funktioniert relativ normal. Mit einigen Zusatzfunktionen allerdings, und – wenn du die erst einmal beherrschst – viel kontrollierter als bei einem Menschen. Aber ansonsten recht normal. Es gilt jedoch, unerkannt zu bleiben. Für die, die dich lieben und für deinen Schützling. Beachte das, es ist eine der obersten Regeln. Sei offen für alles und jeden, und vergiss nie, wer du bist. Du bist jetzt ein Engel, Noah. Ein Schutzengel. Mach uns hier oben keine Schande.“

Ich hörte nicht auf ihn, sondern baute Wände um mich herum. Groß, mächtig, schalldicht. Hier war ich – allein – und draußen war der Rest der Welt. Ein selbstgezimmertes Gefängnis, das sich mit der Zeit nach einem Zuhause anfühlte.

Bis sie kam, Emily, und – mir nichts, dir nichts – die Wände meines Heimes einriss. Sie ließ sich nicht beirren, nicht verscheuchen. Stein für Stein trug sie meine Mauern ab. Mal impulsiv und beinahe explosionsartig, mal mühevoll und geduldig.

Und Gott, ich liebe sie dafür.

„Noah, konzentrier dich!“, ermahnte mich Michael.

„Entschuldige!“

Verdammt, das war peinlich.

„Muss es nicht sein. Aber hör auf zu fluchen und derartig über Emily nachzudenken. Sie braucht dich, Noah. Und zwar mit einem klaren Kopf.“

„Ich weiß“, erwiderte ich beschämt.

„Dann richte dich danach!“, beharrte Michael. Seine Wärme füllte mich aus, sein Licht umhüllte mich sanft. Ich ließ mich treiben und ergab mich seiner Kraft. Schwerelos.

„Fertig!“, verkündete er schließlich und entzog mir seine Kräfte schlagartig. Ich sackte zusammen, richtete mich wieder auf. Erwartete, mich anders zu fühlen als zuvor und versuchte, irgendeine Änderung zu erfassen.

Nichts.

Michael sah mich belustigt an. „Noah, Noah, noch immer der Ungeduldige. Geh einfach, du bist bestens ausgestattet.“

„Aber ...“

„Kein Aber! Geh! Du hast einen Auftrag.“

Ich nickte und wandte mich ab.

Der Erzengel schüttelte seine blonden Locken und lachte über meine plötzliche Eile, als ich den Abhang herunterlief. Seine Stimme klang hell und klar in meinen Ohren nach.

„Ach, und Noah ...“, rief er mir nach, als ich den Motor des Amaroks startete und anfuhr. Ich sah in den Rückspiegel. „Hm?“

„Nur im Notfall verwenden!“

Er winkte einmal, dann war er verschwunden.

Ich presste Luft zwischen meinen Zähnen hindurch und verdrehte die Augen.

Diese dämliche Allwissenheit nervte gehörig.

„Du bist ja nur neidisch“, kicherte es im meinem Kopf.