Copyright: Aus Das
Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)
Effi Briest
OA 1896
Form
Roman
Epoche Realismus
In seinem wohl berühmtesten Roman verknüpft Theodor
Fontane das im 19. Jahrhundert beliebte Thema der unschuldig-schuldigen
Ehebrecherin mit einer Kritik am »Gesellschaftsgötzen« und am Unwesen des
Duells.
Entstehung: Der Roman geht auf eine wahre Begebenheit zurück. 1886
hatte sich der preußische Offizier Armand von Ardenne mit dem Amtsrichter Emil
Hartwich duelliert, den er des Ehebruchs mit seiner Frau Elisabeth von Ardenne
bezichtigte. Der Fall hatte in den 1880er Jahren großes Aufsehen in der
Öffentlichkeit erregt und wurde in der Presse vielfach erörtert. Fontane
verarbeitete diesen Stoff 1890–94.
Inhalt: Die 17-jährige Effi verlobt sich
auf Zureden ihrer Mutter mit deren ehemaligem Verehrer, dem 21 Jahre älteren
Landrat Geert von Instetten. Effi ist aus gesellschaftlichem Ehrgeiz bereit, den
Mann zu heiraten, obwohl sie sich vor ihm fürchtet.
Nach der Hochzeitsreise
trifft das Paar im Seebad Kessin, Instettens Wohnsitz, ein. Von Anfang an fühlt
sich Effi in dem düsteren Haus nicht wohl, zumal sie häufig allein ist. Ihre
Ängstlichkeit schürt Instetten noch, indem er ihr eine unheimliche Geschichte
von einem Chinesen erzählt, der einst in dem Haus gelebt hat. Erst später wird
Effi klar, dass diese Spukerzählung auch dazu diente, sie einzuschüchtern und
dadurch zu domestizieren. In ihrem Ehealltag vermisst Effi kleine
Aufmerksamkeiten und Zärtlichkeit. Lediglich die Besuche des verwachsenen
Apothekers Gieshübler bringen ein wenig Freude in ihren Tag.
Nach der Geburt
ihrer Tochter Annie verbringt Effi eine lange Zeit in ihrem Elternhaus, wo sie
auflebt und fast vergisst, dass sie verheiratet ist. Zurück in Kessin, lernt sie
den neuen Bezirkskommandanten Crampas kennen, einen gut aussehenden Offizier,
der ein berüchtigter Frauenheld sein soll. Crampas, ein ehemaliger Kamerad
Instettens, kommt häufig zu Besuch, macht der jungen Frau den Hof, klärt sie
über den »Erzieher« Instetten auf und stürzt sie damit zusehends in
Verwirrung.
Bei einer nächtlichen Kutschfahrt teilen sich Crampas und Effi
allein ein Gefährt – es kommt zur Verführung. Von nun an trifft sich Effi
heimlich mit ihrem Geliebten, wobei die Lügen und Vertuschungen sie mehr
belasten als der Ehebruch selbst. Sie liebt Crampas nicht, ist aber zu schwach,
um die Affäre zu beenden.
Als Instetten nach Berlin versetzt wird, glaubt
Effi sich gerettet. Die nächsten Jahre verlaufen glücklich; die Ehe ist
harmonisch, Effi scheint Crampas vergessen zu haben und Instetten macht
Karriere. Doch während seine Frau in einem Kurort weilt, entdeckt Instetten
durch Zufall die Liebesbriefe, die Effi von Crampas erhielt. Er fordert den
Liebhaber zum Duell und erschießt ihn. Effi wird geschieden und von ihren Eltern
verstoßen; die gemeinsame Tochter bleibt bei Instetten. Allein mit ihrer treuen
Dienerin Roswitha bewohnt sie eine kleine Wohnung in Berlin und ist
gesellschaftlich isoliert. Ein von ihr erzwungener Besuch ihrer Tochter erweist
sich als Fiasko. Effi wird schwermütig und erkrankt so sehr, dass der Hausarzt
ihre Eltern auffordert, sie nach Hause zu holen. Effi stirbt nach wenigen
Wochen, hat sich jedoch vorher noch mit ihrem Schicksal ausgesöhnt.
Wirkung:
Fontane war nicht damit einverstanden, dass die meisten Leser und Kritiker nur
mit Effi sympathisierten und Instetten nicht auch als Opfer der starren
Konventionen begriffen. Thomas R Mann wertete Effi Briest als den besten
deutschen Roman seit den Wahlverwandtschaften von R Goethe.
Wirkung: Die
nachhaltige Breitenwirkung des Romans lässt sich auch ablesen an den vier
Verfilmungen, die es bisher nach der literarischen Vorlage gegeben hat: 1939
unter dem Titel Der Schritt vom Wege unter der Regie von Gustaf Gründgens mit
Marianne Hoppe als Effi, 1956 die nur leicht an Fontane angelehnte sentimentale
Version Rosen im Herbst – mit Ruth Leuwerik in der Titelrolle, 1969 die sich um
Werktreue bemühende DDR-Version mit Angelica Domröse als Effi und 1974 das
ehrgeizigste Projekt, Fontanes Texte in Bilder umzusetzen: »Effi Briest« unter
der Regie von Rainer Werner Fassbinder mit Hanna Schygulla. .